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Nathanaël Wenger

Ein paar grundlegende Gedanken


„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ Lucius Annaeus Seneca

Das Jahr hat stürmisch angefangen. Die Aufhebung des Euromindestkurses hat die Schweizer Wirtschaft kalt erwischt und viele Konsumenten verunsichert. Auch unsere Branche ist im Umbruch. Der starke Franken hat einige Prozesse beschleunigt. Solange sich die Wirtschaft im Euroraum nicht erholt, bleibt die Situation angespannt. Wir beobachten die Veränderungen in unserem Markt sorgfältig und versuchen uns auf die neue Situation möglichst gut einzustellen.

Krisen bieten immer auch Chancen. Diese gilt es zu entdecken und zu ergreifen. Man stellt sich wieder grundsätzliche Fragen und das ist gut so. Woher kommt man, und wohin will man steuern?


Auf was kommt es an?

Es gibt verschiedene Trends, die durch die Eurokrise verstärkt wurden. Gerade in schwierigen Zeiten sind traditionelle Werte wieder gefragt. Qualität, Service, Freundlichkeit und natürlich das gute alte Handwerk. Hier sehen wir noch grosses Potential, für uns als Firma aber auch bei euch an der Front.

Der Konsument ist verunsichert und sucht Orientierung. In dieser Situation müssen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und diese auch aktiv nach aussen kommunizieren. Unsere Kunden sollen wissen, dass wir für sie da sind. Das heisst, wir bieten ihnen mehr als nur gute Produkte an. Es geht um eine tiefere Ebene, wo Partnerschaft und Loyalität gelebt werden. In diesem Klima entsteht Vertrauen, und dann ist auch der Preis sekundär. Das Ziel ist erreicht, wenn unsere Kunden unsere Fans geworden sind, nicht nur auf unserer Facebookseite.


Der Preis ist heiss

Die Preissensibilität hat ohne Zweifel zugenommen. Fielmann macht Werbung für faire Preise. Wir müssen uns dieser Diskussion stellen und unseren Kunden aufzeigen, dass unsere Preise korrekt und fair kalkuliert worden sind. Man kann davon ausgehen, dass Billigangebote nie fair hergestellt worden sind. Somit können diese auch nie einen fairen Preis widerspiegeln!

Den wirklichen Preis bezahlen in der Regel die Produzenten, die oft unter massivem Druck stehen. Unter diesem Druck werden leider oft die minimalsten Standards nicht eingehalten. Diese Lockvogelpolitik der Filialisten müssen wir unseren Kunden deutlich vor Augen führen. Der Konsument hat die Wahl und entscheidet auch, ob nachhaltig und fair produzierte Waren auf dem Markt eine Chance bekommen.


Der Kunde ist König…

Die Ansprüche der Verbraucher haben stark zugenommen. Die Frage stellt sich, wie viel Service können und wollen wir unseren Kunden bieten? Wir werden zunehmend mit Garantieforderungen konfrontiert, die schlicht und einfach nichts mit einer Garantieleistung zu tun haben. Die Brillen wurden offensichtlich vom Kunden oder sogar im Atelier beschädigt. Auch hier gilt es ruhig Blut zu bewahren. Man muss eine Lösung für ein Problem finden. Die Kosten für einen guten Service sollten aber nicht auf die Produzenten übertragen werden. Es geht um Eigenverantwortung und Partnerschaft. In einer gesunden Partnerschaft, sollte man zu seinen Fehlern stehen und für diese auch geradestehen, dies gilt natürlich auch für den Endverbraucher.


Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Wir als Schweizer nehmen uns und das Leben oft viel zu ernst. Über sich selbst zu lachen ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. In jedes Verkaufsgespräch gehören Freundlichkeit und Humor wie das Salz in die Suppe. Mit einem Kunden zu lachen ist befreiend und drückt gegenseitigen Respekt aus. Ein Kunde von uns sagte, dass die Krise vor seiner Türschwelle aufhört. In seinem Laden herrscht eine positive und freundliche Atmosphäre, wo der Kunde sich einfach wohl und abgeholt fühlt.


Solides Handwerk

Gerade in unsicheren Zeiten suchen die Menschen wieder das gute alte Handwerk und die damit verbundene Qualität. So gesehen ist es auch wichtig, dass der Augenoptiker sein Handwerk beherrscht und defekte Brillen auch wieder reparieren kann. Die Wegwerfmentalität können und wollen sich viele Kunden nicht mehr leisten. Für immer mehr Menschen ist es wichtig zu wissen, wo und wie ihre Produkte hergestellt werden. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind Werte, die in Zukunft an Bedeutung zunehmen werden. Somit ist es auch wichtig, dass der Augenoptiker seine Produkte und die Geschichte hinter seinen Kollektionen kennt. Hier kann sich der Fachhändler relativ einfach vom Filialisten abheben.


Independent Labels

Es war und ist unser Wunsch, kreativen und innovativen Brillendesignern mit der ‚Hall of Frames’ eine Plattform zu bieten und diese zu fördern. Auf dieser Messe können sie ihre Ideen und Konzepte einem breiteren Publikum präsentieren. An den unabhängigen Brands kann man sich orientieren, und es macht Sinn, vermehrt auf solche zu setzen. Es wird immer wichtiger, sich von der breiten Masse abzusetzen und sich differenzieren zu können. Das hat weniger mit Arroganz oder Überheblichkeit zu tun, sondern viel mehr mit einer klaren Profilierung im Markt. Die Massenware können wir getrost den Filialisten überlassen. Um weniger vergleichbar zu sein, erscheint es uns nach wie vor wichtig, dass unsere Brands nicht oder nur schwer übers Internet erhältlich sind. Augenoptikergeschäfte, die sich im Markt nicht klar positioniert haben, werden es in Zukunft noch schwerer haben. Gleiches gilt natürlich auch für Brillenkollektionen. Wir als Augenoptiker kennen und setzen die Trends, egal was in den Medien gerade hype ist.


Durch dick und dünn

Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, mit wem man eine Geschäftsbeziehung pflegt. Wir für unseren Teil fühlen uns sehr privilegiert, da viele unserer Kunden und Partner im Verlauf der Jahre auch unsere Freunde geworden sind. Wir möchten diese Beziehungen pflegen und sorgfältig mit dem Vertrauen umgehen, das ihr uns bis heute entgegengebracht habt.

Auch mit unseren Lieferanten verbindet uns eine zum Teil jahrelange Freundschaft. Gemeinsam ziehen wir am selben Strick, zusammen gehen wir durch dick und dünn.

So unangenehm Krisen auch sein mögen, auf lange Sicht haben sie auch etwas Gutes. Sie schweissen uns zusammen und geben uns Denkanstösse für Verbesserungen, Fortschritt und positive Entwicklungen.

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